Die Tastatur meines Computers ist naß, meine Tränen fließen unaufhörlich, der Schmerz ist unermesslich.Hoffentlich findet er in vielen Herzen Widerhall und Millionen Menschen beginnen sich über den Genozid am palästinensischen Volk bewußt zu werden und gegen diese Verbrechen aufzustehen.
Liebe palästinensische Schwester,ich schreibe dir aus einem fernen Land, aus dem Territorium Mapuche Puelmapu,im Süden der Patagonia unter argentinischer Administration. Auch ich bin die Tochter eines Volkes, was unter der Invasion zu leiden hat,das Volk der Mapuches, welches die Zeiten seiner Freiheit in Erinnerung behalten hat,als wir uns noch über unser Land Wallmapu bewegen konnten,ohne auf Grenzen und Zäune zu stoßen.
Genau wie dein Volk,liebe Schwester,kennen auch wir das Verbrechen der Vertreibung, die Verzweiflung plötzlich Sklaven in unserem eigenen Land zu sein,die Todestransporte,die zwangsweise Umsiedlung, wir stießen auf die Gleichgültigkeit der übrigen Welt und bis heute leiden wir unter den Übergriffen zweier Kolonialstaaten,Argentinien und Chile die uns nach wie vor verfolgen, ins Gefängnis sperren oder umbringen. Meine Familie hat wie durch ein Wunder Konzentrationslager, Folter und Ausrottung überlebt,daher komme ich,das sind meine Wurzeln die tief in das Gedächtnis der Erde reichen,aus einem Volk voller Mut und Würde.
Das palästinensische Volk wohnt in meinem Herzen,seit ich vor einigen Jahren erfuhr,wie viel Ähnlichkeit seine Geschichte mit der unseres Volkes aufweist.Auch ihr wurdet von einer Kolonialmacht,dem Staat Israel vereinnahmt.
Ich fühle in meinem Körper jede Kugel, die meine Brüder und Schwestern aus Palästina töten, ich erlebe von neuem den Genozid mit jeder Bombe,die über Gaza explodiert,mit jedem unschuldigen Kind was man ermordet,im gesamten palästinensischen Gebiet.
Eine sehr alte Weisheit, die ich von meinen Vorfahren hörte und die Teil unserer Kosmovision ist nennt sich YERPUN.Sie besagt, daß unser persönliches und allgemein menschliches Wachstum immer mit großen Herausforderungen und Schwierigkeiten, Verlusten und tiefen Schmerzerlebnissen verbunden ist und erst nach dem Durchleben dieser langen, dunklen Nacht der neue Tag voller Licht und Freude beginnen kann.
Ich frage mich also: Wann wird diese dunkle Nacht vorüber sein?Was ist mit dem jüdischen Volk geschehen, welches doch auch eine lange, dunkle Nacht erlebt hat? Sollte es möglich sein, dass es immer noch dort geblieben ist?Oder wurde es von dunklen Mächten missbraucht, diesen Herrschern der Nacht mit ihren schlimmsten Alpträumen? Vielleicht sind sie es,die die Welt beherrschen,indem sie unsere Gefühle einschläfern mit ihren nicht enden wollenden Lügen?
Wir haben noch viel YERPUN vor uns,liebe Schwester, aber früher oder später wird diese Nacht vorbei sein,werden diese Kolonialmächte sich mit unseren ständigen Protesten auf der Straße für Gerechtigkeit und Frieden,unserer unverbrüchlichen Einheit und Solidarität untereinander geschlagen geben! Diese Unterdrücker arbeiten immer schon mit einer riesigen Propagandakampagne, die ihre Opfer in perfider Weise zu Terroristen erklärt. Auch mit uns wird so verfahren, auf diese Weise versuchen sie, ihre Gewalttaten zu rechtfertigen und die Völker zum Schweigen zu bringen. Diese kleine, mächtige Minderheit beherrscht immer noch die Welt,es sind Rassisten und Faschisten.Sie benutzen die sogenannten Demokratien als Instrumente und werden von einer Mehrheit der Weltbevölkerung immer noch nicht in Frage gestellt. Unser Leben ist ihnen egal.
Ich habe auch erfahren,daß es in Israel viele jüdische Menschen gibt, die nicht mit der menschenverachtenden Politik ihrer Regierung einverstanden sind, diese Mutigen gehen für die Rechte ihrer palästinensischen Mitbürger auf die Straße, auch sie werden verfolgt, verurteilt, gefoltert von einem zionistischen,ultrarechten israelischen Staat.Dieser Teil der jüdischen Brüder und Schwestern verurteilen die Taten dieser Mörder und lehnen es ab,daß in ihrem Namen gehandelt wird.Ihre tiefe Menschlichkeit und Empathie lässt sie nicht schweigen.Auch ihnen gilt meine Solidarität,auch sie trage ich in meinem Herzen.Sie erinnern mich an die ebenso entschlossenen Menschen in Argentinien, die uns auf der Straße mit ihrer Präsenz unterstützen, wenn wieder einmal auf unsere Frauen und Kinder geschossen wird, wie erst kürzlich geschehen.Es sind nie viele,aber um so mehr ist ihre Hilfe willkommen. Diese Stimme,die sich immer erhebt und laut “BASTA” ruft,angesichts der Grausamkeit der staatlichen Organe.
Die bekannte Philosophin Hannah Arendt, als jüdische Verfolgte der NS Zeit in Deutschland, kam auch zu dem Schluß,dass so sehr sie aus ihrer Geschichte heraus die Gründung Israels anfangs begrüßte,die politische Umsetzung mit dem blutigen und repressivenVölkermord an den Palästinensern ihr zutiefst zuwider war.Dafür wurde sie von ihrem eigenen Volk stark kritisiert, was sie aber nicht davon abhielt, immer auf der Seite der Menschlichkeit zu bleiben.
Mein innigster Wunsch,liebe palästinensische Schwester wäre,daß alle Frauen dieser Welt sich zu einem internationalen Aufruf und Generalstreik vereinen.Um den Krieg gegen uns alle zu beenden ist es vielleicht nötig die Welt anzuhalten und denjenigen die mit diesen Massakern und ihren Waffen verdienen unsere Entschlossenheit zu zeigen.Gerechtigkeit und Frieden! Ich glaube fest an unsere Kraft,an unsere Fähigkeit zum Konsens und unabhängig von Unterschieden in kulturellen Fragen, die heute notwendige Priorität zu setzen, das Erhalten unseres Lebens!
Meine liebe palästinensische Schwester, ich umarme mit meiner ganzen Liebe dein Volk, ich schäme mich meiner Begrenzung und Ohnmacht angesichts dessen,was euch widerfährt. Glaube mir, ich wäre glücklich an eurer Seite zu sein, euch als Mapuche zu unterstützen, denn wir kennen nur zu gut die Situation vor dem Nichts zu stehen und wie wichtig und willkommen jede Freundeshand ist, die sich helfend anbietet.Ich wünsche mir die Freiheit für dein Volk ebenso, wie für das meine. Weayin lamngen Palästina!
Venceremos,hermana! Ich grüße dich aus der südlichen Cordillera Puelmillimapu,für unser Land,Gerechtigkeit und Freiheit! Wir werden siegen!
Moira Millan Vertreterin und Kämpferin für das Volk der Mapuche